Die Frauengruppe Dhukundekawa in Koakaka besteht seit dem Jahr 2016. Seit 2018 verarbeiten die Produzentinnen ihre Kaffeekirschen zu Angelique’s Finest, Kaffee aus Frauenhand, insgesamt mit aktuell 32 Mitgliedern. Die Frauen von Dhukundekawa treffen sich, um gemeinsam zu sparen und Darlehen zu gewähren. Außerdem züchten sie Vieh, genauer gesagt Schweine. In der Nebensaison fertigen die Frauen Körbe, Taschen und andere Handwerksartikel an. Dabei stehen sie jedoch immer wieder vor Herausforderungen, sei es der Erwerb qualitativ hochwertiger Materialien oder der fehlende Marktzugang für ihre Produkte.
Angelique’s Finest verändert Leben
Die Frauengruppe Dhukundekawa wurde gegründet, damit sich die Kaffeebäuerinnen gegenseitig unterstützen und voneinander lernen. Die Produktion des von Frauen produzierten Kaffees Angelique’s Finest habe ihr Leben verändert, berichten uns die Frauen stolz. Nun finden sie innerhalb ihrer Familien Gehör und haben Einfluss auf Entscheidungen. Sie verdienen ihr eigenes Geld und das zu planbaren und zuverlässigen Preisen mit regelmäßigen Auszahlungen. Da die Frauen in Ruanda für den Haushalt zuständig sind, haben sie es mit ihrem eigenen Einkommen nun viel leichter, da sie nun Dinge einfach kaufen können, wo sie früher ihre Männer um Geld fragen mussten.
Über die Kooperative erhielten die Kaffeebäuerinnen von Dhukundekawa Weiterbildungen zu Anbaumethoden sowie der Nutzung von Mischkulturen zur Selbstversorgung, um Mangelernährung vorzubeugen, aber auch zu Themen wie Familienplanung. Die Frauen lernten zudem, wie sie Kaffee zu Hause rösten, so dass sie diesen nun selbst trinken können. Es ist erschreckend: Oftmals wissen Kaffeebäuerinnen und -bauern gar nicht, wie Kaffee überhaupt schmeckt oder was mit den Kaffeekirschen nach dem Verkauf passiert, weil ihnen die Verarbeitungsschritte des Rohstoffs überhaupt nicht bekannt sind. Die Frauen von Dhukundekawa fühlen sich nun motivierter und arbeiten daran, die Qualität ihres Kaffees noch zu verbessern. Sie sind extrem stolz auf ihre eigene Kaffeemarke Angelique’s Finest und teilen ihren Kaffee gern mit der Familie und Freunden.
Eine der Frauen vergleicht ihren einstigen Mangel an Wissen über Kaffee mit Kolonialwaren wie Baumwolle: Damals fragten sich die Leute auch, was es damit auf sich habe, weil ihnen nie jemand gezeigt hatte, wie das Endprodukt aussieht. Heute empfindet sie Stolz, weil sie weiß, dass ihr Kaffee exportiert wird und weil sie weiß, wie gut er schmeckt.
Strukturelle Veränderungen & Female Empowerment
Um Mitglied in einer Kaffeekooperative zu werden, müssen die Frauen selbst über Kaffeebäume und Land verfügen. Durch den Erfolg von Angelique’s Finest sind viele Männer bereit, ihren Frauen noch mehr Fläche abzutreten, da die ganze Familie vom erhöhten Einkommen der Frauen profitiert. Die Kaffeebäuerinnen von Dhukundekawa haben jetzt ein Gefühl, wie es ist, etwas zu besitzen. Früher gehörten die Kaffeebäume und das damit erzielte Einkommen dem Ehemann und die Frauen sahen nicht, warum sie sich bemühten sollten. Jetzt sind sie motiviert ihre Kaffeebäume zu pflegen, da sie für ihre Arbeit entlohnt werden. Mit Angelique’s Finest verdienen die Kaffeebäuerinnen viel mehr Geld als früher, darum haben die Frauen nun ihre eigenen Kaffeebäume und viele investieren in den Ausbau ihrer Farm.
Bevor Angelique’s Finest eingeführt wurde, empfanden die Frauen die Strukturen als extrem unfair. Sie steckten viel Arbeit und Mühe in den Kaffeeanbau, der sich aber nicht auszahlte. Zur Erntezeit sammelten sie die Kaffeekirschen und mussten auf Anweisung ihrer Ehemänner zu Hause bleiben, um auf diese Acht zu geben. Nachdem die Kirschen verkauft waren und die Männer das Geld erhalten hatten, gingen einige von ihnen aus, um es zu vertrinken. Die Frauen konnten dagegen nichts sagen, berichten sie uns. Dabei würden sie das Einkommen viel besser verwalten als die Männer.
Im Nebenerwerb bauen die Kaffeebäuerinnen Gemüse auf ihren Feldern an und verkaufen dieses. Einen Teil des verdienten Geldes geben sie für sich selbst aus, z.B. für die Krankenversicherung, neue Kleider oder Unterwäsche. Sie erzählen uns, dass es ihnen früher extrem peinlich war, ihre Männer darum zu bitten. Auch Periodenprodukte sind im ländlichen Ruanda nur schwer zu bekommen und sie sind teuer. Wenn die Frauen diese kaufen, müssen sie immer einen ganzen Vorrat besorgen. Wir fragen sie nach der Herstellung wiederverwendbarer Stoffeinlagen, die wir gesehen haben. Manche der Frauen von Dhukundekawa haben damit bereits Erfahrungen gesammelt, wünschen sich aber eine günstigere Methode, um diese herzustellen. Es wäre auch hilfreich, wenn sie diese auf dem lokalen Markt verkaufen könnten.
Herausforderungen & Perspektiven
Heute unterstützen viele Männer ihre Frauen beim Kaffeeanbau, dem Schneiden der Bäume und dem Transport der Kaffeekirschen. Die Frauen haben dennoch das Gefühl, eine große Last tragen zu müssen, da sie den ganzen Tag über keine Pause haben. Sie stehen früh am Morgen auf, putzen das Haus, arbeiten auf der Farm, bereiten das Mittagessen zu, holen Nahrung für das Vieh, gehen wieder auf die Farm, holen Wasser, bereiten das Abendessen zu und müssen mit ihren Ehemännern schlafen. Einige berichten uns, dass ihre Ehemänner sie zwar unterstützen, ihnen das die große Last aber nicht abnehme. Es sei noch viel zu tun!
Wir möchten von den Kaffeebäuerinnen wissen, welche Veränderungen sie sich noch wünschen. Sie sagen, dass die Männer kleine Aufgaben übernehmen könnten, z.B. Wasser holen, Feuerholz sammeln oder auf der Farm helfen, so dass sie früher nach Hause gehen können, um das Essen vorzubereiten. Es sei wirklich schwer, die Männer davon zu überzeugen, sich am Haushalt zu beteiligen. Das größte Problem sei es, das Mindset zu verändern. Manche Frauen sind resigniert und denken: “So ist es immer gewesen und so wird es immer sein.” Die Kaffeebäuerinnen haben viele Arbeiten im Haushalt zu erledigen und wenngleich manche Kinder ihren Müttern helfen, so haben sie doch ein eigenes Leben, Hausaufgaben und auch Erholung nötig. Die Kinder bemerken jedoch die Leidenschaft ihrer Mütter für den Kaffee und sie sehen, wie er ihr Leben verbessert. Darum gibt es nun Jugendgruppen in der Kooperative.
Gefragt nach ihren Herausforderungen, benennen die Kaffeebäuerinnen den Klimawandel: Die Mühen, die sie in dessen Bekämpfung stecken, zahlen sich nicht aus. Es gebe starke Regenfälle und Trockenzeiten. Wenn sie während der Erntesaison krank werden, könne niemand die Kirschen ernten, auch fehle ihnen das Vertrauen, dass jemand anders die Kirschen richtig erntet. Auch das richtige Gras zum Abdecken der Bäume ist schwer zu bekommen. In der Gegend gebe es nicht genug, also müssen sie es kaufen, was ihre Ausgaben erhöht. Eine weitere Herausforderung sei der Marktzugang für die Kaffee-Ernte. Wenn die Kooperative den Kaffee nicht verkauft, verringert sich das Einkommen der Kaffeebäuerinnen. (Die zweite Bezahlung erfolgt erst, nachdem die Kooperative den Kaffee an externe Käufer verkauft hat.) Zu den weiteren Herausforderungen zählt die Finanzierung von Projekten. Zudem ändere sich der Preis für die Kaffeekirschen von Jahr zu Jahr, was die Planbarkeit erschwere.
Zum Schluss fragen wir die Frauen nach ihren Wünschen für die Zukunft. Manche möchten Vieh züchten, um mehr Geld zu verdienen und um organischen Dünger für ihre Farm zu produzieren. Andere möchten mehr Kaffeebäume pflanzen und ihre Farm erweitern. Eine der Frauen will in den Anbau weiterer landwirtschaftlicher Produkte investieren und diese verkaufen. Auch die Hühnerzucht ist für die Frauen interessant, weil diese Eier für eine ausgewogenere Ernährung, den Verkauf und Dünger bereitstelle. Hühnerdung sei mit rund 3.000 RWF pro Kilogramm sehr teuer und schwer zu bekommen. Es bleibt also spannend in Ruanda und wir freuen uns schon auf unseren nächsten Besuch.
Schreiben Sie einen Kommentar