Im März 2023 hat Entwicklungsministerin Svenja Schulze ihre Strategie für eine weltweite nachhaltige Entwicklung vorgestellt, aber:
Was ist eine “feministische Entwicklungspolitik” eigentlich genau?
Zunächst ist diese Strategie ein bindender Leitfaden für das Entwicklungsministerium und die Durchführungsorganisationen wie die GIZ oder Engagement Global, die 2023 über ein Budget von gut 12 Milliarden Euro verfügen.
93% aller neu zugesagten Projektmittel aus diesem Budget sollen nun explizit dafür eingesetzt werden, diese Strategie umzusetzen und ganz konkret die Gleichberechtigung der Geschlechter weltweit voran zu bringen.
Feministische Entwicklungspolitik ist eine Neuausrichtung von Machtverhältnissen.
Frauen und Mädchen machen 50% der Weltbevölkerung aus, liegt es dann nicht auf der Hand, dass sie ebenso die Hälfte der Macht und Entscheidungsbefugnis innehaben?
Das ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch ein Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung, denn für ebendiese Entwicklung fehlen uns heute wichtige Kompetenzen, Potentiale und Fähigkeiten, die explizit von Frauen eingebracht werden.
So sind z.B. Friedensprozesse, an denen Frauen aktiv beteiligt sind, nachweislich erfolgreicher als vergleichbare Prozesse, an denen lediglich Männer mitarbeiten.
Diese Fakten sind eigentlich wenig überraschend, dennoch sind nur 4% Unterzeichner:innen von Friedensverträgen Frauen.
Insgesamt geht es bei einer feministischen Entwicklungspolitik also unter anderem um:
- Die Stärkung der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Teilhabe von Frauen, Mädchen
und marginalisierten Gruppen - Die Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt und Diskriminierung in allen Bereichen des Lebens
- Die Förderung von Geschlechtergerechtigkeit und Gleichstellung in allen Politikbereichen, Programmen und Projekten der Entwicklungszusammenarbeit
- Die Unterstützung von feministischen Bewegungen und Organisationen, die sich für die Rechte und Interessen von Frauen und Mädchen sowie von marginalisierten Gruppen einsetzen
Nun erkennen aufmerksame Leser*Innen unseres Blogs sicherlich viele Punkte wieder, die auch unsere Arbeit mit den Produzentinnen von Angelique’s Finest ausmachen:
- Zugang zu Land und Produktionsmitteln für die Kaffeebäuerinnen
- Beteiligung und Stärkung der Produzentinnen an allen Entscheidungsprozessen
- Sicherung der finanziellen Unabhängigkeit durch erhöhtes Einkommen und Zugang zu den Erlösen
Als wir 2018 mit Angelique Karekezi die Marke und Idee hinter Angelique’s Finest gegründet haben, um die Arbeit der eigenständig arbeitenden Frauenkooperativen zu unterstützen und bekannt zu machen, war das Konzept einer “feministische Entwicklungspolitik” noch nicht in der Praxis angekommen.
Wenn wir unsere Arbeit heute mit dieser Strategie vergleichen, sehen wir:
Angelique’s Finest Kaffee ist feministische Entwicklungspolitik verpackt in einem Produkt –
Angelique’s Finest Kaffee: das ist feministische Entwicklungspolitik in der Praxis!
Hieraus ergibt sich für uns auch eine ganz klare Kritik an der neuen Strategie:
Der Ansatz ist sehr institutionell gedacht: es geht vor allem um die institutionelle Ebene, um Verhandlungen zwischen Regierungen, Institutionen und Organisationen.
In der Lebensrealität der meisten Frauen und Mädchen steht aber vor allem die tägliche Arbeit, Familie, Ernährung etc. im Vordergrund.
Aus unserer Erfahrung mit Angelique’s Finest, “Kaffee, fair von Frauen produziert” sehen wir, dass es vor allem auf Produzentinnen Ebene für Frauen einfacher sein kann, sich gleichberechtigt zu organisieren und Strukturen von unten zu verändern. Der Weg durch die Institutionen scheint hier oft noch deutlich schwerer.
Die Angelique’s Finest Produzentinnen verändern die – oft noch von Männern dominierten – Kaffee Kooperativen kontinuierlich. Ein wichtiger Faktor ist hierfür ihr wirtschaftlicher Erfolg. Durch ihr eigenes Produkt generieren sie extra Einkommen und können für die gesamte Kooperative eine Alternative zum traditionellen Kaffeehandel aufzeigen.
Angelique’s Finest zeigt hiermit ganz deutlich, dass gerade die Social Economy viele Möglichkeiten bietet, die auf institutioneller, staatlicher Ebene zumindest noch im Moment in weiter Ferne liegen.
Angelique’s Finest ist also ein Weg, über den Frauen in einem von Männern dominierten Bereich an Einfluss gewinnen können. Die kontinuierliche, innovative und oftmals auch konfliktreiche Arbeit der Produzentinnen und Macherinnen hinter Angelique’s Finest sind hier der Schlüssel. Genauso natürlich auch die Kund*innen und Kaffeegenießer*innen, die mit ihrer bewussten Kaufentscheidung unterstützen, Strukturen zu ändern.
Immer mehr Firmen erkennen an dieser Stelle auch ihre Verantwortung und die Wirkung, die ihr Einkaufsverhalten hat und entscheiden sich ganz bewusst für einen Kaffee für Ihre Mitarbeiter*innen, der fair von Frauen produziert wird.
Ein Angebot für Ihren “feministischen Bürokaffee” bekommen sie hier:
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