Warum wir eine Frauen-Prämie an die Produzentinnen von Angelique’s Finest zahlen

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“Durch Angelique´s Finest bin ich finanziell unabhängig und kann die Grundbedürfnisse der Familie decken.“

Yvette Mukanyandwi aus der Frauengruppe Terimberemugore 

Angelique’s Finest ist ein Kaffee, der komplett von Frauen­ angebaut und verarbeitet wird. Die Produktion des Kaffees liegt damit komplett in ihren Händen und das führt dazu, dass die Frauen hinter Angelique’s Finest 55 Prozent mehr verdienen als im üblichen Handelsmodell. 

Zusätzlich zu dem revolutionären Handelsmodell wird eine Direktzahlung direkt an die Produzentinnen ausgezahlt: Die Frauen-Prämie. 

Was steckt hinter der Frauen-Prämie?

Von jedem verkauften 500 g Paket Angelique’s Finest Aroma oder Espresso zahlen wir, die Kaffee-Kooperative, 0,46 Euro (0,91 €/kg) direkt an die Frauenkooperativen. Diese Prämie ist zusätzlich zu dem Einkaufspreis, den wir Rwashoscco (Ltd. der ruandischen Herstellerfirma) zahlen. Rwashoscco ist eine ruandische Firma, die zu 100% im Besitz der Kooperativen ist. Die Frauenkooperativen sind wiederum ein Teil der großen Kooperativen. 

Wieso also eine zusätzliche Prämie, die direkt an die Frauen geht? 

Innerhalb des Kooperativen-Verbundes haben sich eigenständige Frauengruppen gebildet z.B. Icyerekezo in der Maraba-Kooperative oder Rambagira Kawa als Teil der Musasa-Kooperative. Durch ihr eigenes Produkt Angelique’s Finest wird ihre Rolle und Selbstvertrauen als Teil des Kooperativen-Konstrukts immer stärker. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn selbst die sehr gut organisierten Fairtrade-Kooperativen werden fast ausschließlich von Männern organisiert und auch die Mitglieder der Kooperativen sind überwiegend Männer (75% weltweit in 2016). 

In intensiven Gesprächen zwischen Angelique Karekezi (Geschäftsführerin von Rwashoscco), den Vorsitzenden der Women Organisations und dem Kooperativen-Management wurde ein Mechanismus gefunden, wie die Farmerinnen von der Angelique’s Finest Frauen-Prämie am meisten profitieren können.

Das Geld wird den Frauenvereinigungen über die Kooperativen überwiesen. Seitdem die Prämie im Oktober 2021 eingeführt wurde, sind bereits über 30.000 Euro an die Produzentinnen als Prämie ausgeschüttet worden (Stand: Oktober 2022). Über die Verwendung der Prämie entscheiden sie eigenständig und demokratisch.
Die Frauenvereinigung der Maraba-Kooperative hat die Prämie Ende September 2022 zum ersten Mal erhalten und hat sich auf drei verschiedene Verwendungszwecke geeinigt.

1. Wirtschaftliche Investitionen

45 Prozent werden in aktuell laufende Projekte der Frauengruppe investiert, nämlich in den Kauf von Land für den Anbau von Avocados als weitere Einkommensquelle und in die Vermarktung ihrer Kunsthandwerke wie Körbe und Taschen.

Handarbeiten in der Frauengruppe Rambagira Kawa

2. Direktzahlung

40 Prozent werden direkt an die Frauen überwiesen, jeweils abhängig davon, wie viele Kilogramm Kaffeekirschen eine Bäuerin an die Kooperative verkauft hat. Alle Mitglieder der Maraba-Kooperative müssen ein Bankkonto besitzen, was in Ruanda keine Selbstverständlichkeit ist. Verwaltet werden kann das Konto über das Handy (Mobile Money).  Es ist also kein regelmäßiger Gang in eine Bankfiliale nötig. Dieses Geld wird unter anderem zur Bezahlung der Schulgebühren der Kinder genutzt.

3. Soziale Gemeinschaftsprojekte

15 Prozent des Geldes fließen bei der Maraba-Kooperative in ein Projekt, dass den Frauen eine Krankenversicherung anbietet. Aber auch Menschen außerhalb der Kooperative haben Zugang zu dieser Absicherung. Die Musasa-Kooperative nutzt die Prämie für den Aufbau eines Rentensystems.

Die Prämie bietet ein zusätzliches Einkommen neben den Erlösen, die die Produzentinnen durch den Verkauf der Kaffeekirschen an die Kooperativen (first payment), den ausgeschütteten Erlösen über den Verkauf des fertigen Kaffees als Angelique’s Finest (second payment) und zusätzlich zu der Fairtrade-Prämie erhalten. Der Unterschied zur Fairtrade-Prämie ist, dass diese an die Kooperativen ausgezahlt werden, die Frauenprämie hingegen direkt an die Farmerinnen.

Wie profitieren die Frauen davon?

Studien belegen: Die Förderung von Frauen hat positive Effekte auf Bildung, Gesundheit, Ernährung und allgemeines Wohlergehen der Familien

Im Durchschnitt werden 90 Prozent des von Frauen erzielten Einkommens für Familienbedürfnisse ausgegeben, Männer stellen hingegen nur 40 Prozent ihres Einkommens bereit. Wenn Frauen das Haushaltseinkommen kontrollieren, werden folglich die finanziellen Ressourcen stärker auf Nahrung, Bildung und Gesundheit verteilt. So wirkt sich ein zusätzliches Einkommen der Frau positiv auf die Familienfinanzen aus und bietet größere finanzielle Flexibilität. Wichtig ist hierbei besonders, traditionell gewachsene Strukturen im Blick zu haben und nicht das Familiengleichgewicht zu zerstören. 

Aus vielen Gesprächen mit den Produzentinnen haben wir gelernt, dass die Frauen früher abhängiger und weniger beachtet wurden. Mit ihrem eigenen Kaffee ‘Angelique´s Finest’ verdienen sie ihr eigenes Geld und können mehr zum Einkommen der Familie beitragen. Ihr Ansehen ist dadurch gestiegen – in der Familie, der Gemeinde und vor allem in den Kooperativen. 

Maria, Kaffeebäuerin der Frauengruppe Abizerwa, sagt über das Zusammensein in den Frauengruppen: 

Frauen verstecken nichts voreinander.” Das Zusammensein mit den Frauen in der Gruppe hat uns geholfen, sich auszutauschen, Ratschläge zu geben und zu plaudern. Dadurch fühlen wir uns besser und sind nicht mehr einsam. Wenn wir in der Frauengruppe zusammenkommen, bringen wir unsere Ideen ein und wir fühlen uns einander zugehörig und verbunden. Es fühlt sich an wie eine Großfamilie.

Das gestiegene Einkommen trägt auch dazu bei, dass die Produzentinnen weitere Ideen entwickeln, um sich finanziell unabhängiger zu machen. So starteten einige Frauengruppen mit Korbflechtereien, dem Anbau weiterer Nutzpflanzen wie Knoblauch oder einer gemeinsamen Viehzucht. Dadurch sichern sie sich Einkommen in der Nebensaison, wenn kein Kaffee geerntet wird. . 

Yvette Mukanyandwi aus der Frauengruppe Terimberemugore berichtet: Durch Angelique´s Finest bin ich finanziell unabhängig und kann die Grundbedürfnisse der Familie decken.  Auch ihr Mann ist sehr stolz auf sie und sie sind als Familie mehr zusammengewachsen. Für den Frauenkaffee erhält sie einen besseren Preis und eine zusätzliche Prämie. So konnte sie ihr eigenes Haus bauen. Wenn Yvette ihre Kaffeesträucher sieht, fühlt sie sich stolz und selbstbewusst. Ihr Selbstwertgefühl ist mit Angelique´s Finest gestiegen. Sie wurde sogar zur Vizepräsidentin der Kaffeekooperative Maraba  gewählt. Das erfüllt sie mit Dankbarkeit. 

Wofür nutzen die Frauen die Prämie?

Marie Gorette Mbateyi konnte sich durch die Prämie ein eigenes Haus bauen und ihren Kindern damit ein besseres Leben bieten. Sie betrachtet ihre Kaffeebäume als persönliche Bank, in der sie ihre Schätze wahrt, weil diese ihren Lebensunterhalt sichern.

Die Kaffeebäuerin Beatrice Mukangamije kam durch den Beitritt in die Kooperative und somit der Frauengruppe aus der Einsamkeit heraus. Mit dem Verdienst durch den Verkauf der Kaffeekirschen konnte sie sich und ihren Kindern ein eigenes Haus bauen und die Schulgebühren für sie bezahlen. Zudem konnte sie sich ein Anschluss ihres Hauses an das Stromnetz  leisten und einen Fernseher kaufen. Der Frauenkaffee und die Prämie verhalfen ihr zu einer besseren Lebensgrundlage.

Marie Gorette Mbateyi (links) und Beatrice Mukangamije (rechts)

Mukeshimana M. Goreth musste früher immer ihren Mann um Geld bitten, doch nun ist sie finanziell unabhängig und kann selbständig entscheiden. Somit hat sich auch die gegenseitige Unterstützung in der Familie verbessert. Sie investierte ihr Geld in die Viehzucht. Sie plant, ihren Viehbestand zu erweitern sowie Häuser zu bauen und diese zu vermieten. Durch die finanzielle Unabhängigkeit kommen ihr immer mehr Ideen, wie sie sich weiter finanziell stärken kann. 

Mukeshimana M. Goreth vor ihrer Viehzucht

Es ist sehr inspirierend zu sehen, wie sich das Leben der Frauen verändert hat und was für ein enormes Selbstbewusstsein sie entwickelt haben!

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