Die Frauengruppe Mutima W’urugo der Kaffeekooperative in Maraba wurde 2019 ins Leben gerufen. Sie besteht aus 30 Mitgliedern, die sich einmal wöchentlich treffen, gemeinsam sparen und das angesparte Geld innerhalb der Gruppe teilen. Jedes Mitglied gibt pro Woche 100 RWF in die Gruppe hinein und je eine der Frauen erhält im wöchentlichen Wechsel 3000 RWF als finanzielle Unterstützung. Zudem erhält jede Woche eine Frau der Gruppe ein Darlehen, das für Investitionen in Vieh oder die Landwirtschaft genutzt wird.
Die Frauen unterstützen sich zudem auf dem Feld, mulchen gemeinsam oder helfen bei der Ernte. Sie kommen zusammen und teilen ihre Ideen, z.B. in Bezug auf Nebentätigkeiten. Sie geben sich gegenseitig Ratschläge und finden gemeinsam Lösungen für Probleme. Tatsächlich hilft ihnen die Gemeinschaft, aus der Einsamkeit herauszukommen und sich zugehörig zu fühlen. Das gilt insbesondere für Witwen und alleinstehende Frauen.
Angelique’s Finest als Motor der Selbstbestimmung
Für die Frauen war die Einführung ihrer eigenen Kaffeemarke Angelique’s Finest ein wichtiger Schritt. Zwar gehört das Land legal dem Mann UND der Frau, aber Frauen haben schon immer einen großen Teil der Arbeit geleistet, während das Geld einzig an den Mann gezahlt wurde. Die Frauen erhielten nichts. Die Arbeit auf dem Feld ist jedoch entscheidend für die Qualität des Kaffees und hier spielen Frauen eine wichtige Rolle, weil sie viel besser als Männer auf Details achten, so berichten uns die Produzentinnen.
Das Einkommen, das die Frauen mit Angelique’s Finest verdienen, ist höher als das, was sie zuvor bekamen. Das liegt daran, dass die Frauen die Produktion komplett selbst verantworten – bis zum finalen Produkt. Sie sind sehr stolz darauf, ihr eigenes Geld zu verdienen und ihre Ehemänner nicht länger um alles bitten zu müssen. Mit Angelique’s Finest erhalten die Produzentinnen nicht nur einen besseren Preis für ihren Kaffee, sondern auch eine Prämie. Damit steigt ihr Selbstvertrauen, sie haben nun eine Stimme im Haushalt und in der Kaffeeindustrie. Diese war lange von Männern dominiert, doch das ändert sich, da Frauen mittlerweile präsenter sind und stärker Gehör finden.
Auch das Ansehen der Frauen in der Gemeinschaft hat sich verändert. Wenn heute internationale Gäste kommen, fragen sich viele Gemeindemitglieder, warum sie nur kommen, um die Frauen zu sehen. Angelique’s Finest gibt dem Handeln der Produzentinnen einen Sinn und auch die Ehemänner sind stolz auf ihre Frauen. Die Produzentinnen des Kaffees aus Frauenhand berichten, es gebe weniger Konflikte in den Familien, weil die Frauen dank ihres eigenen Einkommens nicht mehr um Dinge oder Geld bitten müssen.
Wenn Frauen das Einkommen der Familie verwalten, komme es dem Zuhause, der Familie und auch dem Ehemann zugute. Verbessert sich also das Leben der Frau, so verbessert sich auch das Leben der Familie allgemein. Darum sollten mehr Frauen Zugang zu Geld haben, erläutert Marie-Chantal, Sekretärin der Gruppe. Die Kaffeebäuerinnen investieren u.a. in den Kaffeeanbau sowie in Nebentätigkeiten. Von der Kooperative erhielten die Frauen Schweine, die organischen Dünger für die Kaffeebäume produzieren. Die Frauengruppe verteilt darüber hinaus Hühner. Die Frauen, die bereits Hühner haben, geben die Küken an die anderen Mitglieder.
Herausforderungen
Eine der größten Herausforderungen für die Produzentinnen von Angelique’s Finest ist der Klimawandel. Das Wetter ist nicht konstant, entweder es regnet zu stark oder es herrscht Dürre. Solche Wetterextreme wirken sich negativ auf die Ernte aus. Auch in finanzieller Hinsicht stehen die Frauen noch vor Problemen, denn sie haben nicht genug Geld, um ihre Projekte zu finanzieren. So möchten sie eine Hühnerfarm gründen, für die sie 600 Hühner, Spezialfutter sowie Ausstattung und einen Tierarzt benötigen. Zuletzt stellen die Nachwuchssorgen ein weiteres Problem dar. Die Kooperative möchte in den Jugendlichen die Leidenschaft für den Kaffeeanbau wecken und unterstützt deshalb Freizeitaktivitäten, z.B. eine Fußballmannschaft. Die Spieler*innen erhalten Trikots, Verpflegung und Transport. Wichtiger noch: Die Frauen in der Kooperative, die Mütter sind, sprechen mit ihren Kindern über den Kaffeeanbau und geben ihnen Kaffeebäume, um sie auf ihren Eintritt in die Kooperative vorzubereiten.
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