Zu Besuch bei der Frauengruppe Abizerwa in Maraba

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In der Kaffee-Kooperative in Maraba besuchten wir zuletzt die Frauengruppe Abizerwa, die 2017 ins Leben gerufen wurde. Die Frauen freuen sich sehr, einige der Menschen zu treffen, die den von ihnen produzierten Kaffee aus Frauenhand, Angelique’s Finest, verkaufen. 2020 begannen die aktuell 42 Mitglieder von Abizerwa ihre Kaffeekirschen für die Verarbeitung von Angelique’s Finest beizusteuern. Neben Kaffee bauen die Frauen auch Früchte und Gemüse wie Knoblauch oder Tomaten an und halten Vieh. Ziegen erhalten sie zum Beispiel als Mitglieder der Kooperative, doch einige der Kaffeebäuerinnen besitzen auch davon unabhängig Nutztiere.

Positiver Impact von Angelique’s Finest

Seit die Frauen für Angelique’s Finest produzieren, verdienen sie mehr, weil sie eine zusätzliche Prämie auf ihre Kaffeekirschen erhalten. Dieses Geld nutzen sie, um ihre Kinder zur Schule zu schicken und ihnen die notwendigen Schulmaterialien zu kaufen. Viele der Frauen möchten ihren Kindern danach ein Studium ermöglichen. Auch Reinigungsmittel für ihre Häuser können sie sich nun leisten. Manche der Kaffeebäuerinnen möchten noch mehr Vieh kaufen, z.B. Hühner, um sie später verkaufen zu können. Die größte Herausforderung für die Frauen ist der Marktzugang, denn in ihrer Gegend gibt es nur wenige Passanten. Sie berichten uns auch von Abhängigkeiten: Fremde kämen immer wieder, um Projekte umzusetzen, die in den meisten Fällen jedoch zeitlich befristet sind und damit nicht nachhaltig. Das bringe die Menschen vor Ort immer wieder in Abhängigkeit von fremden Märkten.

Als Kaffeebäuerinnen von Angelique’s Finest verdienen die Frauen von Abizerwa nun ihr eigenes Geld. Vorher wurden finanzielle Angelegenheiten von den Männern geregelt. Diese gaben es oft für unnötige Dinge aus, während die Frauen mit ihrem Verdienst die grundlegenden Bedürfnisse der Familie erfüllen. Manche der Frauen haben Häuser gebaut oder renoviert. Jeder der vorbeigehe, könne sehen, dass diese Häuser den Kaffeebäuerinnen und -bauern gehören, berichten sie uns stolz. Die Frauen, mit denen wir sprechen, sagen, dass all jene, die nicht Mitglied der Kooperative sind, etwas verpassen. Wenn die Leute auf der Straße sehen, dass die Kaffeebäuerinnen gut angezogen sind, werden sie neidisch und möchten auch Teil der Gemeinschaft werden. Wir haben den Eindruck, dass Mitglieder der Kooperative eine starke Position in den ländlichen Gemeinden einnehmen.

Mehr Mitspracherechte für Frauen

Insgesamt, so berichten uns die Frauen, habe sich die Entscheidungsgewalt in der Familie verbessert, jetzt, wo sowohl die Männer als auch die Frauen ein Einkommen haben. Es werde mehr diskutiert, der Lebensunterhalt habe sich verändert und vor allem müssen die Frauen ihre Männer nicht mehr um Geld bitten, wenn sie etwas für sich oder die Kinder kaufen möchten. Dank ihres stabilen Einkommens können sich die Kaffeebäuerinnen von Angelique’s Finest nun auch eine Krankenversicherung leisten.

Jetzt, wo die Frauen von Abizerwa ihren Verdienst direkt erhalten, habe sich auch ihr Mindset erweitert und sie denken über konkrete Geschäftsideen nach. Allein mit dem Kaffeeanbau können sie nicht alle ihre Bedürfnisse stillen. Sie möchten anfangen traditionelle Körbe zu weben und Taschen zu nähen, um außerhalb der Kaffeesaison ein zusätzliches Einkommen zu generieren. Das biete ihnen zudem eine weitere Gelegenheit in der Gruppe zusammen zu kommen. Zunächst brauchen sie etwas Geld, um einen Handarbeits-Lehrgang für ihre Gruppe zu organisieren. Auch würden sie gern ein Haus für ihre Frauengruppe bauen, wo sie arbeiten und ihre Materialien lagern können.

Finanzielle Unabhängigkeit

Der Lohn wird direkt auf die Bankkonten der Kaffeebäuerinnen überwiesen, so dass ihr Einkommen vor Diebstahl und unnötigen Ausgaben geschützt ist. Dabei können sie aus drei Modi wählen: entweder sie erhalten ihren Lohn monatlich, alle zwei Monate oder pro Saison. Die Bankkonten gehören den Frauen selbst, aber ihre Ehemänner haben ebenfalls Zugriff darauf. Doch jetzt, wo die Frauen zuhause in finanzieller Hinsicht mehr Mitspracherechte haben und einfordern, zeigen sich die Männer verständnisvoller und sorgend. Entscheidungen, wofür das Geld der Familie ausgegeben wird, werden nun gemeinsam getroffen, wie uns die Frauen berichten. Wenn sich Männer doch einmal daneben benehmen und den Verdienst ihrer Frauen ausgeben wollen, erhalten sie von der Kooperative eine Weiterbildungsmaßnahme, in dem die Männer lernen dies nicht zu tun, so dass die Frauen und ihr Einkommen geschützt werden.

Angelique’s Finest und Female Empowerment

Doch mit Angelique’s Finest verändern sich auch die Frauen selbst: Ihr Selbstbewusstsein ist gestiegen, ebenso das Vertrauen in sich selbst. Früher gehörte der Kaffee den Männern und die Arbeit der Frauen auf den Feldern wurde wenig geschätzt. Jetzt fühlen sich die Frauen gehört und respektiert. Früher waren sie schüchtern und glaubten nicht an sich selbst, berichten uns die Kaffeebäuerinnen. Jetzt haben sie mehr Selbstvertrauen und kaufen sich sogar selber Schuhe oder ein Mobiltelefon. Besonders Maria erscheint uns extrem selbstbewusst, extrovertiert und lustig. Die Witwen der Gruppe haben jetzt das Gefühl, in der Gesellschaft ebenfalls gehört zu werden, weil der von ihnen produzierte Frauenkaffee einen Wert habe. Die Frauengruppe und der Kaffee befähigen sie dazu, ihren Bestand an Kaffeesträuchern zu erweitern.

Kaffeebäuerin Marie Gorette aus Maraba

Der Zusammenhalt in der Frauengruppe habe ihnen sehr dabei geholfen, einen Gemeinschaftssinn zu entwickeln. Sie fühlen sich zugehörig wie Schwestern und geben einander Ratschläge. Die Treffen der Abizerwa-Gruppe finden einmal monatlich statt. Dann arbeiten die Kaffeebäuerinnen gemeinsam auf den Kaffeefeldern und regeln die finanziellen Angelegenheiten ihrer Spargruppe. Für die Feldarbeit teilen sie sich in kleinere Gruppen mit jeweils fünf Frauen auf. Diese kleineren, informellen Gruppen haben auch darüber hinaus Bestand, weil sie sich so einfacher regelmäßig treffen können.

Investitionen in die Zukunft

Innerhalb der Kooperative und der Frauengruppe wird auch in den Nachwuchs investiert. Die Kooperative bat die Frauen um Mitteilung, wer ihren Kaffeebestand einmal erben wird. Die jungen Menschen werden regelmäßig zu Workshops eingeladen, um sie mit der Kooperative vertraut zu machen und um in ihnen das Gemeinschaftsgefühl zu wecken, das ihre Mütter so schätzen. Sie zeigen den Kindern, dass ihre Mütter ein eigenes Einkommen verdienen und ermutigen sie, deren Besitz in Zukunft zu übernehmen.

Für uns war es sehr schön, die inspirierenden Ideen der Frauen zu sehen und zu hören.

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